Das Historische Schützenwesen
Das Schützenwesen reicht bis ins Mittelalter zurück. Anfang des 14. Jahrhundert entstanden die ersten Schützengesellschaften im flämischen Raum, breiteten sich schnell in Westfalen, Niedersachsen und weiter Richtung Süden aus. Der Grund: die Städte hatten in ihre Wehrverfassungen den Gedanken des bewaffneten Bürgers aufgenommen, zunächst mit Bogen, später mit der Armbrust, sollte er die Stadt notfalls gegen Übergriffe des Adels und der -Landesfürsten „schützen“ später wurden alljährlich auf Festen im Sommer der Schützenkönig „ausgeschossen“ Den Besten winkten als Ansporn Belohnungen: zum Beispiel Steuer- und Abgabefreiheit oder es gab als „Zielwasser“ – eine Tonne Bier.

In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, als mit den stehenden Heeren die alte Wehrverfassung überholt war, begann auch der Niedergang des Schützenwesens. Unter napoleonischer Besatzung wurde das Schützenfest gar ganz verboten, erst in der bürgerlichen Revolution von 1848 lebte es wieder auf.
Die Anfänge des Vereins
Die Tradition des freien Schützentums hat auch in unserer Gemeinde feste Wurzeln geschlagen. Am 9. Juli 1924 – die Nachwehen der reichsweiten Inflation waren gerade überstanden – fanden sich im Gasthaus zum “Adler” Freunde des Schießsports zusammen, um in Gondelsheim einen Schützenverein zu gründen. Das Vereinsleben war damals noch auf den Männergesangverein, den Vorläufer des Roten Kreuzes, den Frauenverein und den Turnverein sowie eine Musikkapelle beschränkt.
Dreizehn der Anwesenden sinnten danach, das bürgerliche Vereinswesen zu beleben und trugen sich als Mitglieder ein. Als vorläufigen Vorsitzenden wählte man den Gondelsheimer Dorflehrer Ernst Bock. Ihm zur Seite standen als Kassenwart Karl Stein und ein weiterer Volksschullehrer, nämlich Franz Styblo, füllte das Amt des Schriftführers aus. Diese drei Männer wurden beauftragt, ein geeignetes Gelände ausfindig zu machen, auf dem eine Schießanlage errichtet werden könnte. Zuerst war daran gedacht, den Schießstand am Rande des “Kirrlochs” (heute Bereich des Neubaugebietes am Schlossbuckel) zu erstellen. Auf Einladung fand am 28. August 1924 im Gasthaus Adler eine zweite Versammlung statt. Trotz intensiver Recherchen des Archivars der Gemeinde Gondelsheims fanden sich in den Beständen des Archivs, leider keinerlei Schriftstücke Über die Gründungsveranstaltungen. Außer den 13 Mitgliedern, die sich bereits am 9. Juli eingetragen hatten, schlossen sich weitere 14 Bürger dem Verein an.
Insgesamt 27 Gondelsheimer sind somit als Gründer des Vereins anzusehen, von denen die Folgenden namentlich bekannt sind:
- Ernst Bock
- Karl Bippes
- Adam Münz
- Karl Stein
- Franz Styblo
- Dr. Feaux de Lacroix
- Karl Lotsch jr.
- Gustav Katz
- Christian Schabinger
- Herrmann Hoffmann
- Philipp Schadt
- Emil Münz
- Eugen Stein
- Albert Lansche
- Wilhelm Hernmrich
- Jakob Herrmann (senior)
- Jakob Herrmann jr.
- Wilhelm Huber
- Emil Kautz
- Wilhelm Lotsch (Bgm.)
- Wilhelm Menzemer
- Bernhard Ries
- Eugen Ratzel
- Karl Schäfer
- Jakob Schwarz
- Max Walz
Zur Schießanlage selbst gilt es zu berichten, dass sie letztendlich nicht wie vorgesehen beim Kirrloch gebaut worden war. Als geeigneter Platz wurde vielmehr das Gelände neben dem Turnplatz erachtet. Eine Mitgliederversammlung befürwortete den von der Vorstandschaft ausgearbeiteten Pachtvertrag mit dem gräflichen Hause über ein neben dem Turnplatz gelegenes Gelände. In Taglohn wurden die Arbeiten für den Bau der Schießanlage vergeben; die Mittel dafür durch Anteilscheine aufgebracht.

Der Pachtvertrag wurde schließlich am 6. Februar 1925 unterzeichnet. Mit den Bauarbeiten für den Schießstand wurde am 6. April 1925 begonnen und trotz vieler Schwierigkeiten ging die Arbeit zügig voran, so dass am 9. August 1925 das Eröffnungsschießen stattfinden konnte. Das erste Schützenfest wurde ein voller Erfolg, zahlreiche Schützen aus nah und fern beteiligten sich daran. Der Verein hatte seine Geburtswehen überstanden und begann sich von nun an auch im Gau Bretten zu betätigen.

Sportliche Erfolge der Gondelsheimer Schützen machten den Verein in kurzer Zeit weit über die Grenzen der Gemeinde und des Gaus hinaus bekannt. Auch innerhalb des Vereins konnte eine stetige Aufwärtsentwicklung verzeichnet werden. Regelmäßig wurden neben dem Übungsschießen die Vereinsmeisterschaften und das Königsschießen durchgeführt. Zu den Schießwettbewerben befreundeter auswärtiger Vereine reisten die Gondelsheimer zumeist mit dem damals wohl einzigen wohl im Ort, einem “Dreirad” des Schützenkameraden Albert Lansche. Nach nur fünf Jahren wurde die alte Schützenhütte abgebrochen und durch ein neues funktionales Schützenhaus ersetzt. Zu diesem Zeitpunkt War die Mitgliederzahl bereits auf 112 gestiegen.
Die schweren Zeiten und Stilllegung
Mit schweren Zeiten sah sich der Verein nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 konfrontiert. Egal ob Kultur- oder Sportvereine, reichsweit wurden sämtliche Organisationen gleichgeschaltet bzw. beim geringsten Anzeichen von innerer Opposition aufgelöst. Die Schießanlage musste schon bald den Organisationen der NSDAP wie SA und HJ unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden. Der Schießbetrieb innerhalb des Vereins wurde drastisch eingeschränkt. Viele Mitglieder blieben fern oder kehrten dem Verein den Rücken, weil sie schießen konnten, ohne den Vereinsbeitrag zu zahlen.
Die schicksalsschweren Kriegsjahre zwischen 1939 und 1945 stellten das Vereinsleben erneut auf die Probe. Die Kapitulation des Jahres 1945 brachte dann auch erstmal das Ende des Vereins. Auf Beschluss der Militärregierung wurde der Verein stillgelegt.
Die Wiedergründung
Doch der Wille zum Überleben ermöglichte es, dass nach verzögerter Genehmigung durch die Militärregierung die Aufbauarbeit ab dem Jahre 1952 von neuem begonnen werden konnte. Das militaristische Element gehört indes der Geschichte an. Mit einem Werbe- und Preisschießen am 6. und 12. April 1953 wurde der Schießbetrieb und die Vereinsarbeit auch nach außen sichtbar wiederaufgenommen. Doch konnte dieses Schießen nicht auf der alten, in Folge des Kriegs zerstörten Anlage durchgeführt werden, sondern wurde in den Fabrikräumen des Schützenkameraden Walter Ehlgötz veranstaltet. Dort fand bis 1954 der Schießbetrieb statt.

Im Gasthaus zum “Bahnhof’: fand zu Beginn des Jahres 1953 die Wiedergründung des Vereins statt. Kreisschützenmeister Emil Müller leitete die Versammlung. Walter Ehlgötz wurde von den 32 Mitgliedern zum ersten Nachkriegsvorstand bestellt. Ihm zur Seite standen damals Robert Schmidt, Erwin Knuth, Emil Münz, Manfred Feldmann, Walter Heck, Robert Lansche, Richard Heck, Rudolf Fessler und Rudi Kotz.
Im Jubiläumsjahr 1974 zum 50-jährigen bestehen zählt der Schützenverein 156 Mitglieder davon 17 in der Jugend.
weitere 21 Mitglieder zählt die Tisch-Tennis Abteilung des Vereins welche ihr Training in der Trainingsraum, dem heutigen Nebenzimmer, des Vereinsheimes durchführt. Somit kam der Verein auf Stolze 177 Mitglieder blicken.
Die Schießanlage ab 1954
Mit viel Fleiß und Beharrlichkeit konnte bereits am 13. November 1954 die Schützenfamilie auf dem alten Platz die neu aufgebaute Schießanlage in Betrieb nehmen und in das ebenfalls neu erstellte Schützenhaus einziehen. Der Verein konnte eine stetige Aufwärtsentwicklung verzeichnen. Bereits 1964 wurde ein neues Schützenhaus gebaut, die Einweihungsfeier fand am 25. Juli 1964 statt.

In den folgenden Jahren wurde das Schützenhaus und die Sportlagen immer wieder erweitert. Im Jahr 1973 wurde der 50m Stand um einen Pistolenstand erweitert, welcher 1976 in Betrieb genommen werden konnte.
Der ehemals offene Luftpistolen-/Gewehrstand wurde umgebaut, so dass bis zu 20 Schützen gleichzeitig schießen konnten.
Ab 1977 kamen die ersten Schallschutzauflagen für die Schützenstände. In den folgenden Jahren wurde die offene Schießanlage dann komplett mit einer Betonflachdachkonstruktion versehen. Diese Maßnahme war notwendig, da sich die Gemeinde immer mehr an das Schützenhaus annäherte. Diese Maßnahme ermöglichte es den Schießbetrieb aufrechtzuerhalten, da nun die Sicherheit für die Öffentlichkeit gegeben war.
Die durch das Beton Flachdach entstandenen Raumschießanlagen sind Fluch und Segen zugleich. Sie ermöglichen den Schützen ganzjährige Trainingsmöglichkeiten, ohne Wind, Regen und immer gleiche Lichtverhältnisse. Der Instandhaltungsaufwand ist jedoch sehr groß. Die Idee, eine Schießhalle auf die Betonkostruktion zu setzen, war in den frühen 90-igern bereits geboren, jedoch wurden die eingereichten Pläne nicht umgesetzt. Auch ein zweiter Anlauf mit der Schießhalle um 1995 wurde vermutlich aus Kostengründen nicht realisiert. Der genaue Hintergrund lässt sich nicht mehr erörtern, da leider die Verantwortlichen Vorstände aus dieser Zeit nicht mehr unter uns weilen.
Gründung der Großkaliberschützenabteilung

Der 1975 gegründete BDS (Bund der deutschen Großkaliberschützen) ist der größte Sportschützenverband für erlaubnispflichtige Waffen in der Bundesrepublik Deutschland und der zweitgrößte Schießsportverband unseres Landes überhaupt. Er bietet von klassischen Kurz- und Langwaffendisziplinen über das Westernschießen bis hin zu Long Range ein vielfältiges Programm an.
Seite 2018 ist auch der Schützenverein Gondelsheim zusätzlich zum Deutschen Schützenbund Teil dieses Sportschützenverbandes und unsere BDS Gruppe zählt heute bereits 30 Schützen die sich in den verschiedensten Disziplinen mit der Kurz- oder Langwaffe antreten.
Aktuelle Projekte
Die steigenden Sicherheits- und Umweltanforderungen forderten die letzten Jahre den Umbau der Schießanlagen erneut. Die Kugelfänge der 50 m und 25 m Bahn wurden auf staubfreies Gummigranulat umgerüstet. Außerdem gab es Auflagen für die Lärm-Emissionen. Hier wurden speziell auf dem 25 und 50 m Schützenstand und den Schießbahnen, schallschluckende Modifikationen umgesetzt. Die letzte größere Modernisierung betraf in 2019 den Einbau einer Zuluftanlage auf dem 50 m Stand. Im Bereich des 25 m und 10 m Standes sollen auch in den nächsten Jahren weitere Modernisierungen folgen.
Der derzeitige Fokus liegt auf dem Projekt der Abdichtung des Flachdaches. In den vergangenen 5 Jahren kämpfte der SV immer wieder mit Wasser Eintrag in den Schützenständen. Was im Jahr 2022 dazu führte das 2 Tage vor dem Königsschießen die 10 m Anlage unter Wasser Stand. Den fleißigen Helfern und entsprechendem Equipment war es zu verdanken das das Königsschießen wie immer dann am 06.01.2022 durchgeführt werden konnte. Im gleichen Jahr wurde dann mit den ersten Gegenmaßnahmen gestartet. Es wurde über die komplette Länge der 10 m Bahn im Bereich des Parkplatzes ein neuer und größerer Dachkanal angebracht. Zudem wird in den regelmäßigen Arbeitseinsätzen rund um das Schützenhaus darauf geachtet, dass alle Dachflächen möglichst laubfrei sind, so dass sich kein Stauwasser oder Verstopfungen bilden können. Im Spätjahr 2023 wurden weitere Arbeiten zusammen mit der Firma Fink und Vallon im Bereich des Flachdaches gestartet. Diese Maßnahmen zeigen ihre erste Wirkung. Leider konnten die Arbeiten auf Grund des immer wieder schlechten Wetters bis jetzt noch nicht abgeschlossen werden.
Um unser Angebot zum einen für die Jugend attraktiver zu gestalten, haben wir in eine Lichtschießanlage investiert. Lichtschießen unterliegt nicht dem Waffengesetzt und somit können auch Kinder unter 12 Jahren in den Schießsport einsteigen.
Mit Beschluss der Hauptversammlung vom 11.04.2025 wurde eine Bogenschützenabteilung gegründet. Diese ist stetig am Wachsen und erfreut sich steigender Beliebtheit. Mittlerweile sind unsere Schießstände so begrenzt, dass an neuen Lösungen gearbeitet wird, um die schnell wachsende Zahl an Bogenschützen unterzubringen.

SVGO aktuell
Der Schützenverein zählt bis zum Stichtag 09.07.2024 105 Mitglieder. Davon sind 13 Schüler bzw. Jugendlich bis 19 Jahre.
Es schießen aktiv ca. 25 Mitglieder regelmäßig bei den verschieden Wettkämpfen auf Vereins- und Kreisebene.
Für Erwachsene gibt es Ideen, wie Quereinsteiger durch beispielsweise Schnupperkurse zum Schießsport kommen.
Quellen
Artikel aus dem Ortsblatt von Markus Rupp aus dem Jahr 1999, Aufschriebe aus dem Archiv des SV Gondelsheim, diverse Zeitungsartikel